Diabetes mellitus Typ 2
Der Typ-2-Diabetes-mellitus ist im Gegensatz zum Typ 1 charakterisiert durch zu hohe Blutzuckerwerten bei anfangs eher zu hohem Insulin. Anders ausgedrückt verlieren die Zellen ihre Möglichkeit, den Zucker (Glukose) mit Hilfe des Insulins in die Zellen einzubauen (Hyperinsulinismus).
Als Ursache wird ein Übergewicht bzw. ein Missverhältnis zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch angesehen. Interessanterweise spielt auch hier weniger das absolute Gewicht als der Körperfettanteil eine Rolle: der muskelkräftige Sportler hat mit dem gleichen Gewicht wie der übergewichtige „couch potato“ praktisch kein erhöhtes Risiko zur Diabetesentwicklung.
Es hat sich eindeutig gezeigt, dass im Rahmen des Diabetes mellitus Komplikationen vorwiegend durch Gefäßveränderungen zu erwarten sind. Es ergeben sich bei andauernd zu hohen Zuckerwerten vor allem im Zusammenhang mit erhöhtem Blutdruck und hohen Blutfettwerten Schäden im Bereich von Augen, Nieren, Herz und Gehirn.
KLEINE GEFÄSSE
Augen (Sehschwäche, Erblindung)
Nerven (Missempfindungen, Schmerzen)
Nieren (Funktionsschwäche, Eiweißverlust)
GROSSE GEFÄSSE
Herz (Herzschwäche, Infarkt)
Gehirn (Schlaganfall, sonstige neurologische Ausfälle)
Verengung oder Verschluss großer Gefäße (Beine, Bauch)
Das Risiko zur Entwicklung solcher Schäden steigt massiv bereits vor der in Form von erhöhten Blutzuckerwerten manifestierten Form des Diabetes an. Es ergibt sich daraus, dass die Therapie des Diabetes mellitus Typ 2 zunächst in Präventionsmaßnahmen bestehen muss, die eine Risiko-Konstellation verhindern. Verschiedene Konzepte oder Projekte in Kindergärten, Schulen, von Krankenkassen und im Rahmen betriebssportlicher Maßnahmen zielen in diese Richtung.
Beim Diabetes mellitus ist die Prävention bereits die (eindeutig effektivste und gesundheitsökonomisch preiswerteste) Therapie!
Erst an zweiter Stelle werden medikamentöse Maßnahmen erforderlich. Dabei ist es hilfreich mit Zielwerten zu arbeiten, die sich über die Gewichtsreduktion bzw. den Muskelmassenaufbau hinaus auf bestimmte Untersuchungswerte beziehen (s. Tabelle links).
In den letzten Jahren wurde zum Erreichen dieser Ziele eine Reihe neuer Medikamente entwickelt, deren Absicht es ist, dem Hyperinsulinismus entgegen zu wirken, die Aufnahme von bestimmten Nahrungsbestandteilen zu verringern oder das Hungergefühl des Patienten zu vermindern. Diese Konzepte wurden zum Teil mit unterschiedlichem Erfolg umgesetzt.
Unter anderem zeichnet sich eine u. E. problematische Entwicklung bei den so genannten SGLT2-Hemmern ab, die eine Vermehrung der Glucoseausscheidung über die Niere bewirken. Der Link auf eine INformation der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie informiert über die entsprechenden Risiken und Nebenwirkungen.
In den heutigen Therapie-Leitlinien kommt dem HbA1C-Wert eine wichtige Rolle zu: dieser Wert ist ein Maß für die Anlagerung von Glucose an den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin. Der Anteil solcher „verzuckerter“ Hämoglobin-Moleküle liegt beim Gesunden bei etwa 4 – 6 %. Sie halten sich entsprechend der Lebensdauer der roten Blutkörperchen im Mittel etwa 120 Tage. Damit lassen sich zu hohe Blutzuckerwerte über diesen Zeitraum erfassen (mathematisch sozusagen über die Zeit integrieren).
Wenn der HbA1C-Anteil beim Diabetiker nach 3 – 6 Monaten mit einem bestimmten Therapie-Regime nicht unter 6.5 % absinkt, reagiert der Arzt nach den Leitlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft mit einer Änderung des Therapiekonzeptes.
In der ersten Reihe nach der Diagnosestellung eines Diabetes mellitus Typ 2 stehen auch hier wieder die Umstellung des Lebensstils, danach werden stufenweise bestimmte Medikamente bis hin zum Insulin verabreicht (s. Tabelle rechts).
Wichtig ist dabei, dass Leitlinien immer nur ein (durchdachtes und studienbasiertes) Konzept darstellen, welches vom Arzt individuell auf den Patienten angepasst erden muss.