Gesundheitspolitisches aus Deutschland und der Welt
Jodmangel: Im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie wird die Frage diskutiert, wer für die Versorgung des (ja nicht für seine eigene Entscheidung zu befragende) Ungeborene sorgen muss. Gibt es dort eine Fürsorgepflicht des Gesetzgebers? Dazu präsentiert der Blog die Britische Studie (s. u.), bei der jodmangelversorgte Neugeborene später einen etwas niedrigeren IQ im Lesetest aufwiesen als diejenigen ohne intrauterinen (vorgeburtlichen) Jodmangel. Ein in diesem Zusammenhang erwähnter und anzusehender Stumm- bzw. Schwarz-Weiß-Film über Kretinismus in der Jodmangelära der Schweiz aus dem Jahr 1935 mag zwar medizinhistorisch äußerst eindrucksvoll sein, trifft aber unserer Meinung nach in der Dramatik der Darstellung keinesfalls vergleichbare Verhältnisse der heutigen Zeit und ist somit weniger hilfreich. Es gibt genug Fakten, die den Jodmangelausgleich des werdenden Kindes eindeutig unterstützen, da braucht es keine abschreckenden Negativbeispiele aus Zeiten des Stummfilms. Der Autor des immer interessanten und engagierten Blogs der DGE bittet denn auch um Stellungnahmen…
Literatur: (Bath S C et al.: Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children: results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC), Lancet 2013; 382: 331-337, Download als PDF
Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zum Thema „Calciumsupplementierung und kardiales Risiko“ vom September 2010. Es handelt sich hier um einen Fachausschuss der Bundesärztekammer. Anlass zur aktuellen Äußerung sind zunehmend publizierte Untersuchungsergebnisse über Herz-, Gefäß- und Nierenprobleme nach jahrelang erfolgter Calciumeinnahme in Tablettenform (so genannte Supplementierung). Die sich daraus ergebenden Konsequenzen laufen auf die seit Jahren von uns propagierte Zurückhaltung mit Cacliumpräparaten zugunsten einer calciumreichen Ernährung hinaus.
Hans Weiss, der Autor der „Bitteren Pillen“, hat zum Teil im direkten journalistischen Gespräch mit Managern und anderen Mitarbeitern der Pharmakonzerne, zum Teil durch verdeckte Recherchen unter einem Pseudonym erschreckende Details aus der Szene um Pharmawerbung, Ärztefortbildung und korrumpierbare Meinungsbildner gesammelt. Der Titel seines neuen Buches, „Korrupte Medizin“, charakterisiert die von ihm beschriebenen Zustände.
Er kommt zu dem Schluss, dass nach wie vor nahezu sämtliche Anstrengungen, im ärztlichen Therapiesektor unabhängige und hochwertige Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen zu organisieren, durch gut organisierte und weltweit millionenschwer gesponserte Meinungsbildner unter den Ärzten konterkariert werden.
Dazu unsere Stellungnahme…
Januar 2009: Die aktuellen Regelleistungsvolumina (RLV) führen nicht nur bei den Hausärzten, sondern insbesondere auch in der fachärztlichen Versorgung zu erheblichen Problemen.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum der Planer und Politiker, dass man mit den so genannten Selbstregulierungskräften der freien Wirtschaft rechnen kann, wenn man Mittel um bis zu 30% kürzt. Die Ausgaben der Kolleginnen und Kollegen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung steigen weiter an durch immer strengere Regulierung und Bürokratisierung.
Als besonderes „Schmankerl“ hat man auch die Zahlen der Patienten weiter reduziert, für die pro Quartal eine Leistung vergütet wird. Wir rechnen in diesem Jahr mit einer Welle von Insolvenzen in allen Bereichen der niedergelassenen kassenärztlichen Medizin. Nicht zuletzt wird das Verhältnis von Arzt und Patient durch diese Situation auf unerträgliche Weise belastet.
Durch die Rabattierung vieler Medikamente werden seit 2007 viele Schildrüsenpatienten ohne eine Kontrollmöglichkeit durch den behandelnden Arzt auf Präparate anderer Hersteller umgestellt. Das führt zwar zu einer deutlichen Einsparung für die Krankenkassen, aber insbesondere bei an der Schilddrüse operierten Patienten oft zu einer notwendigen Kontrolluntersuchung mit Dosiskorrektur. Die dadurch entstehenden Kosten werden durch die Deckelung des ambulanten Budgets nicht den Krankenkassen, sondern den niedergelassenen Ärzten aufgebürdet (diesen Zusammenhang muss man unserer Erfahrung nach sogar einigen Politikern und Gesundheitsfunktionären noch erklären…).
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz und Schilddrüsenhormone: unterschiedliche Verfügbarkeit einzelner Schilddrüsenhormone kann Probleme erzeugen. Seit dem April 2007 müssen Apotheker rabattierte Arzneimittel abgeben, sofern die Krankenkasse des Patienten einen Rabattvertrag mit dem Hersteller abgeschlossen hat. Bei Schilddrüsenhormonen können bei unterschiedlichen Präparaten Wirksamkeitsdifferenzen auftreten, die wiederum kurzfristigere Kontrollen der entsprechenden Laborwerte erfordern. Dazu hat die AACE (American Association of Clinical Endocrinologists) eine Stellungnahme veröffentlicht (.pdf, 59 KB).
Damit kommt die beabsichtigte Kostenersparnis zwar bei den Krankenkassen an, wird jedoch durch verstärkte Inanspruchnahme von medizinischer Leistung den (gedeckelten) Topf der ärztlichen Honorare und Laborvergütungen stärker belasten: Wieder ein Schildbürgerstreich von „durchblickenden“ Strategen im Kochtopf des Gesundheitssystems!
Brief an die Spiegel-Redaktion zur Ausgabe 27/2006 nach einer Interpretation der OECD-Statistik zum Gesundheitssystem, die unserer Meinung nach nicht nur journalistisch fahrlässig recherchiert ist, sondern zusätzlich ein schlechtes Licht auf den Umgang einer renommierten Deutschen Redaktion mit objektivierbaren Daten wirft.
Sie können unseren Leserbrief downloaden. Der Spiegel-Artikel darf von uns aus urheberrechtlichen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werden.
Im Umfeld der Befragung der OECD 2006 und der Problematik der Qualitätsmessung eines Gesundheitssystems fielen uns einige andere Umfragergebnisse auf, z.B. innerhalb der EG und des Commonwealth. Dazu mehr hier!
Stellungnahme zu den neuen Therapieleitlinien zur Osteoporose des DVO (Dachverband Osteologie e.V.), die unter anderem als Brief an die Redaktion der Mitgliederzeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie geschickt wurde. Die Leitlinien, die unserer Meinung nach einen erheblichen Diskussionsbedarf haben, können Sie hier in der verkürzten sogenannten Kitteltaschenversion laden. Der Entwurf der neuen Leitlinien (2009) ist ebenfalls hier downloadbar.
Artikel von Herrn Prof. Dr. Jürgen Beyer, Leiter der Endokrinologischen Abteilung der Gutenberg-Universitätsklinik Mainz in der Ausgabe 11/00 der Zeitschrift Glandula zum download als PDF-Datei.
Artikel von Dr. M. Beyer in der Ausgabe 12/00 der Glandula (Abschrift) zum download als PDF-Datei (35 kB)
Presseinformationen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (klick …)
Eine der Methoden, die die Staaten zur Beurteilung der positiven gesundheitlichen Aspekte verwenden, besteht darin, den Gesundheitszustand der Bevölkerung anhand deren eigener Einschätzung zu messen. Der subjektive, auf eigenen Angaben basierende Gesundheitszustand ist kein Ersatz für objektivere Indikatoren, sondern stellt vielmehr eine Ergänzung dar: mit den eigenen Angaben der Betroffenen über ihre Gesundheit fließt die Perspektive der Verbraucher in die Überwachung der Volksgesundheit ein, und es können Dimensionen des Themas „Gesundheit“ aufgezeigt werden, die mit herkömmlichen Messverfahren möglicherweise nicht zu erfassen sind.
Die obenstehende Eurostat-Untersuchung ergibt einen überraschend hohen Anteil von EInwohnern in Deutschland, die sich gesundheitlich schlecht oder sehr schlecht fühlen. Dabei fällt im zeitlichen Verlauf auf, dass ein Einbruch im Gesundheitsempfinden von 1996 bis 1997 stattgefunden hat:
Die Interpretation dieser Daten ist extrem schwierig, es ist aber sicher nicht zulässig, vom Gesundheitsgefühl der Bevölkerung auf die Qualität der medizinischen Versorgung als hauptbeeinflussenden Faktor zu schließen. Eine Untersuchung des Commonwealth Fund führte zu dem Schluss, dass die Bevölkerung Deutschlands im Vergleich zu Amerikanern, Kanadiern, Neuseeländern, Australiern und Briten dem eigenen Gesundheitssystem eine sehr gute Qualität bescheinigt.
Hans Weiss, der Autor der „Bitteren Pillen“, hat zum Teil im direkten journalistischen Gespräch mit Managern und anderen Mitarbeitern der Pharmakonzerne, zum Teil durch verdeckte Recherchen unter einem Pseudonym erschreckende Details aus der Szene um Pharmawerbung, Ärztefortbildung und korrumpierbare Meinungsbildner gesammelt. Der Titel seines neuen Buches, „Korrupte Medizin“, charakterisiert die von ihm beschriebenen Zustände.
Dazu unsere Stellungnahme: Die pharmazeutische Industrie ist in den letzten Jahren sicherlich der Hauptmotor für die Entwicklung der medikamentösen Therapie, sowohl durch eigene Forschung als auch durch Sponsoring von Forschungsprojekten an den universitären Einrichtungen. Die an diesen Einrichtungen zur Verfügung stehenden unabhängigen Forschungsmittel reichen in keiner Weise aus, um den gestiegenen Anforderungen an Therapiestudien gerecht zu werden.
Aufwändige, von der Pharmaindustrie unabhängige Studien sind dadurch heutzutage praktisch nicht mehr möglich. Als in der Forschung Tätiger mindert man die Chancen der eigenen Abteilung und der Mitarbeiter entscheidend, wenn man an von der Industrie bezahlten Studien nicht teilnimmt. Allerdings hat nur eine Gesellschaft, die der medizinischen Forschung in ausreichender Menge Gelder zur Verfügung stellt, das Recht, die Nase über industriegebundene Forschung zu rümpfen.
Welche Schwierigkeiten einzelnen Institutionen in der Bemühung um Unabhängigkeit gemacht werden, lässt sich an den täglichen Beschimpfungen des IQWiG oder der Herausgeber des Arznei-Telegramms® erkennen.
Fast alle Ärzte akzeptieren heute, dass die „Wochenendbomber“ zu Scheinfortbildungen in schöner Umgebung in den 80er und 90er Jahren ein Unrecht darstellten. Die von der Industrie getroffenen Vereinbarungen, diese offensichtlich überzogenen Maßnahmen zu unterlassen, zeigen Wirkung. Die heutigen Methoden, Einfluss auf die Inhalte von Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen zu nehmen, sind sehr viel subtiler.
Viele Aspekte der ärztlichen Fort- und Weiterbildung, auf die im Buch Bezug genommen werden, lassen sich durch unsere eigenen Erfahrungen und Beobachtungen aus den letzten Jahrzehnten bestätigen. Wir hören selbst bei teilnehmerstarken Kongressen, dass ohne eine finanzielle Unterstützung der Pharmaindustrie eine Durchführung nicht möglich wäre. Die Veranstalter und damit die für das finanzielle Gelingen eines Kongresses Verantwortlichen sind geneigt, allzu kritischen Referenten kein zu großes Forum zu bieten.
Trotzdem lassen sich bei weitem nicht alle Redner kaufen und erst recht nicht alle Teilnehmer von Fortbildungen beliebig manipulieren. Von den Ärztekammern werden Befragungen durchgeführt, die unter anderem die Produktneutralität eines Vortrags abfragen, wir selbst haben bei vielen Veranstaltungen sowohl als Zuhörer von objektiven Darstellungen profitiert als auch als Redner ungehindert unsere Meinung geäußert.
Es muss in Zukunft über Maßnahmen nachgedacht werden, die verhindern, dass Hersteller zu großen Einfluss auf die Leitlinienerstellung, Behandlungsstrategien und Therapiekriterien behalten. Wir müssen uns als Ärzte und Organisatoren ärztlicher Fortbildung ernsthafte Gedanken machen, ob die für die Ärzteschaft existentiell wichtige Fort- und Weiterbildung auch ohne Unterstützung der Hersteller von Medikamenten auf einem angemessenen inhaltlichen Niveau ablaufen kann (und das zu bezahlbaren Preisen).
Auch wir als Referenten und Vorsitzende von entsprechenden Veranstaltungen haben in der Vergangenheit Aufwandsentschädigungen durch Sponsoren in Größenordnungen von jeweils einigen Hundert Euro erhalten (s. u.), obwohl wir normalerweise keine Honorare für Vorträge fordern. Für uns war dabei allerdings eine Voraussetzung, dass wir genau das sagen können, was wir zu einem bestimmten Thema denken.
Anfragen zu Vorträgen, bei denen der Eindruck entstand, dass dieses Prinzip verwässert werden könnte, wurden von uns konsequent abgelehnt. Genau so werden wir diese Dinge in Zukunft weiterhin handhaben (es mag sein, dass deswegen der eine oder andere Vortrag ohne uns stattfindet).
Möge ein Buch wie das von Hans Weiss dazu beitragen, dass mehr Veranstalter merken, wie wertvoll die Stellungnahme von nicht gesponsorten, aber trotzdem von einem Thema überzeugten Referenten für die Glaubwürdigkeit eines Vortrags ist. Wir denken, dass sich dieser Weg lohnt.
Herr Dr. Mathias Beyer hat für Vortragstätigkeiten und Artikel unter anderem in Zeitschriften und Foren im Jahr 2023 insgesamt € 4.000,- erhalten und diesen Betrag komplett zum Ende des Jahres an die Bouhon-Stiftung Nürnberg zur Förderung der Musikerziehung von Kindern der Nürnberger Kindergärten gespendet. Genauso verfahren wurde mit den Summen aus den Vorjahren.
Gesundheitspolitisches aus Deutschland und der Welt
Jodmangel: Im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie wird die Frage diskutiert, wer für die Versorgung des (ja nicht für seine eigene Entscheidung zu befragende) Ungeborene sorgen muss. Gibt es dort eine Fürsorgepflicht des Gesetzgebers? Dazu präsentiert der Blog die Britische Studie (s. u.), bei der jodmangelversorgte Neugeborene später einen etwas niedrigeren IQ im Lesetest aufwiesen als diejenigen ohne intrauterinen (vorgeburtlichen) Jodmangel. Ein in diesem Zusammenhang erwähnter und anzusehender Stumm- bzw. Schwarz-Weiß-Film über Kretinismus in der Jodmangelära der Schweiz aus dem Jahr 1935 mag zwar medizinhistorisch äußerst eindrucksvoll sein, trifft aber unserer Meinung nach in der Dramatik der Darstellung keinesfalls vergleichbare Verhältnisse der heutigen Zeit und ist somit weniger hilfreich. Es gibt genug Fakten, die den Jodmangelausgleich des werdenden Kindes eindeutig unterstützen, da braucht es keine abschreckenden Negativbeispiele aus Zeiten des Stummfilms. Der Autor des immer interessanten und engagierten Blogs der DGE bittet denn auch um Stellungnahmen…
Literatur: (Bath S C et al.: Effect of inadequate iodine status in UK pregnant women on cognitive outcomes in their children: results from the Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC), Lancet 2013; 382: 331-337, Download als PDF
Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zum Thema „Calciumsupplementierung und kardiales Risiko“ vom September 2010. Es handelt sich hier um einen Fachausschuss der Bundesärztekammer. Anlass zur aktuellen Äußerung sind zunehmend publizierte Untersuchungsergebnisse über Herz-, Gefäß- und Nierenprobleme nach jahrelang erfolgter Calciumeinnahme in Tablettenform (so genannte Supplementierung). Die sich daraus ergebenden Konsequenzen laufen auf die seit Jahren von uns propagierte Zurückhaltung mit Cacliumpräparaten zugunsten einer calciumreichen Ernährung hinaus.
Hans Weiss, der Autor der „Bitteren Pillen“, hat zum Teil im direkten journalistischen Gespräch mit Managern und anderen Mitarbeitern der Pharmakonzerne, zum Teil durch verdeckte Recherchen unter einem Pseudonym erschreckende Details aus der Szene um Pharmawerbung, Ärztefortbildung und korrumpierbare Meinungsbildner gesammelt. Der Titel seines neuen Buches, „Korrupte Medizin“, charakterisiert die von ihm beschriebenen Zustände.
Er kommt zu dem Schluss, dass nach wie vor nahezu sämtliche Anstrengungen, im ärztlichen Therapiesektor unabhängige und hochwertige Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen zu organisieren, durch gut organisierte und weltweit millionenschwer gesponserte Meinungsbildner unter den Ärzten konterkariert werden.
Dazu unsere Stellungnahme…
Januar 2009: Die aktuellen Regelleistungsvolumina (RLV) führen nicht nur bei den Hausärzten, sondern insbesondere auch in der fachärztlichen Versorgung zu erheblichen Problemen.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum der Planer und Politiker, dass man mit den so genannten Selbstregulierungskräften der freien Wirtschaft rechnen kann, wenn man Mittel um bis zu 30% kürzt. Die Ausgaben der Kolleginnen und Kollegen im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung steigen weiter an durch immer strengere Regulierung und Bürokratisierung.
Als besonderes „Schmankerl“ hat man auch die Zahlen der Patienten weiter reduziert, für die pro Quartal eine Leistung vergütet wird. Wir rechnen in diesem Jahr mit einer Welle von Insolvenzen in allen Bereichen der niedergelassenen kassenärztlichen Medizin. Nicht zuletzt wird das Verhältnis von Arzt und Patient durch diese Situation auf unerträgliche Weise belastet.
Durch die Rabattierung vieler Medikamente werden seit 2007 viele Schildrüsenpatienten ohne eine Kontrollmöglichkeit durch den behandelnden Arzt auf Präparate anderer Hersteller umgestellt. Das führt zwar zu einer deutlichen Einsparung für die Krankenkassen, aber insbesondere bei an der Schilddrüse operierten Patienten oft zu einer notwendigen Kontrolluntersuchung mit Dosiskorrektur. Die dadurch entstehenden Kosten werden durch die Deckelung des ambulanten Budgets nicht den Krankenkassen, sondern den niedergelassenen Ärzten aufgebürdet (diesen Zusammenhang muss man unserer Erfahrung nach sogar einigen Politikern und Gesundheitsfunktionären noch erklären…).
GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz und Schilddrüsenhormone: unterschiedliche Verfügbarkeit einzelner Schilddrüsenhormone kann Probleme erzeugen. Seit dem April 2007 müssen Apotheker rabattierte Arzneimittel abgeben, sofern die Krankenkasse des Patienten einen Rabattvertrag mit dem Hersteller abgeschlossen hat. Bei Schilddrüsenhormonen können bei unterschiedlichen Präparaten Wirksamkeitsdifferenzen auftreten, die wiederum kurzfristigere Kontrollen der entsprechenden Laborwerte erfordern. Dazu hat die AACE (American Association of Clinical Endocrinologists) eine Stellungnahme veröffentlicht (.pdf, 59 KB).
Damit kommt die beabsichtigte Kostenersparnis zwar bei den Krankenkassen an, wird jedoch durch verstärkte Inanspruchnahme von medizinischer Leistung den (gedeckelten) Topf der ärztlichen Honorare und Laborvergütungen stärker belasten: Wieder ein Schildbürgerstreich von „durchblickenden“ Strategen im Kochtopf des Gesundheitssystems!
Brief an die Spiegel-Redaktion zur Ausgabe 27/2006 nach einer Interpretation der OECD-Statistik zum Gesundheitssystem, die unserer Meinung nach nicht nur journalistisch fahrlässig recherchiert ist, sondern zusätzlich ein schlechtes Licht auf den Umgang einer renommierten Deutschen Redaktion mit objektivierbaren Daten wirft.
Sie können unseren Leserbrief downloaden. Der Spiegel-Artikel darf von uns aus urheberrechtlichen Gründen nicht zur Verfügung gestellt werden.
Im Umfeld der Befragung der OECD 2006 und der Problematik der Qualitätsmessung eines Gesundheitssystems fielen uns einige andere Umfragergebnisse auf, z.B. innerhalb der EG und des Commonwealth. Dazu mehr hier!
Stellungnahme zu den neuen Therapieleitlinien zur Osteoporose des DVO (Dachverband Osteologie e.V.), die unter anderem als Brief an die Redaktion der Mitgliederzeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie geschickt wurde. Die Leitlinien, die unserer Meinung nach einen erheblichen Diskussionsbedarf haben, können Sie hier in der verkürzten sogenannten Kitteltaschenversion laden. Der Entwurf der neuen Leitlinien (2009) ist ebenfalls hier downloadbar.
Artikel von Herrn Prof. Dr. Jürgen Beyer, Leiter der Endokrinologischen Abteilung der Gutenberg-Universitätsklinik Mainz in der Ausgabe 11/00 der Zeitschrift Glandula zum download als PDF-Datei.
Artikel von Dr. M. Beyer in der Ausgabe 12/00 der Glandula (Abschrift) zum download als PDF-Datei (35 kB)
Presseinformationen der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (klick …)
Eine der Methoden, die die Staaten zur Beurteilung der positiven gesundheitlichen Aspekte verwenden, besteht darin, den Gesundheitszustand der Bevölkerung anhand deren eigener Einschätzung zu messen. Der subjektive, auf eigenen Angaben basierende Gesundheitszustand ist kein Ersatz für objektivere Indikatoren, sondern stellt vielmehr eine Ergänzung dar: mit den eigenen Angaben der Betroffenen über ihre Gesundheit fließt die Perspektive der Verbraucher in die Überwachung der Volksgesundheit ein, und es können Dimensionen des Themas „Gesundheit“ aufgezeigt werden, die mit herkömmlichen Messverfahren möglicherweise nicht zu erfassen sind.
Die obenstehende Eurostat-Untersuchung ergibt einen überraschend hohen Anteil von EInwohnern in Deutschland, die sich gesundheitlich schlecht oder sehr schlecht fühlen. Dabei fällt im zeitlichen Verlauf auf, dass ein Einbruch im Gesundheitsempfinden von 1996 bis 1997 stattgefunden hat:
Die Interpretation dieser Daten ist extrem schwierig, es ist aber sicher nicht zulässig, vom Gesundheitsgefühl der Bevölkerung auf die Qualität der medizinischen Versorgung als hauptbeeinflussenden Faktor zu schließen. Eine Untersuchung des Commonwealth Fund führte zu dem Schluss, dass die Bevölkerung Deutschlands im Vergleich zu Amerikanern, Kanadiern, Neuseeländern, Australiern und Briten dem eigenen Gesundheitssystem eine sehr gute Qualität bescheinigt.
Er kommt zu dem Schluss, dass nach wie vor nahezu sämtliche Anstrengungen, im ärztlichen Therapiesektor unabhängige und hochwertige Kongresse und Fortbildungsveranstaltungen zu organisieren, durch gut organisierte und weltweit millionenschwer gesponserte Meinungsbildner unter den Ärzten konterkariert werden.
Dazu unsere Stellungnahme: Die pharmazeutische Industrie ist in den letzten Jahren sicherlich der Hauptmotor für die Entwicklung der medikamentösen Therapie, sowohl durch eigene Forschung als auch durch Sponsoring von Forschungsprojekten an den universitären Einrichtungen. Die an diesen Einrichtungen zur Verfügung stehenden unabhängigen Forschungsmittel reichen in keiner Weise aus, um den gestiegenen Anforderungen an Therapiestudien gerecht zu werden.
Aufwändige, von der Pharmaindustrie unabhängige Studien sind dadurch heutzutage praktisch nicht mehr möglich. Als in der Forschung Tätiger mindert man die Chancen der eigenen Abteilung und der Mitarbeiter entscheidend, wenn man an von der Industrie bezahlten Studien nicht teilnimmt. Allerdings hat nur eine Gesellschaft, die der medizinischen Forschung in ausreichender Menge Gelder zur Verfügung stellt, das Recht, die Nase über industriegebundene Forschung zu rümpfen.
Welche Schwierigkeiten einzelnen Institutionen in der Bemühung um Unabhängigkeit gemacht werden, lässt sich an den täglichen Beschimpfungen des IQWiG oder der Herausgeber des Arznei-Telegramms® erkennen.
Fast alle Ärzte akzeptieren heute, dass die „Wochenendbomber“ zu Scheinfortbildungen in schöner Umgebung in den 80er und 90er Jahren ein Unrecht darstellten. Die von der Industrie getroffenen Vereinbarungen, diese offensichtlich überzogenen Maßnahmen zu unterlassen, zeigen Wirkung. Die heutigen Methoden, Einfluss auf die Inhalte von Fortbildungsveranstaltungen und Kongressen zu nehmen, sind sehr viel subtiler.
Viele Aspekte der ärztlichen Fort- und Weiterbildung, auf die im Buch Bezug genommen werden, lassen sich durch unsere eigenen Erfahrungen und Beobachtungen aus den letzten Jahrzehnten bestätigen. Wir hören selbst bei teilnehmerstarken Kongressen, dass ohne eine finanzielle Unterstützung der Pharmaindustrie eine Durchführung nicht möglich wäre. Die Veranstalter und damit die für das finanzielle Gelingen eines Kongresses Verantwortlichen sind geneigt, allzu kritischen Referenten kein zu großes Forum zu bieten.
Trotzdem lassen sich bei weitem nicht alle Redner kaufen und erst recht nicht alle Teilnehmer von Fortbildungen beliebig manipulieren. Von den Ärztekammern werden Befragungen durchgeführt, die unter anderem die Produktneutralität eines Vortrags abfragen, wir selbst haben bei vielen Veranstaltungen sowohl als Zuhörer von objektiven Darstellungen profitiert als auch als Redner ungehindert unsere Meinung geäußert.
Es muss in Zukunft über Maßnahmen nachgedacht werden, die verhindern, dass Hersteller zu großen Einfluss auf die Leitlinienerstellung, Behandlungsstrategien und Therapiekriterien behalten. Wir müssen uns als Ärzte und Organisatoren ärztlicher Fortbildung ernsthafte Gedanken machen, ob die für die Ärzteschaft existentiell wichtige Fort- und Weiterbildung auch ohne Unterstützung der Hersteller von Medikamenten auf einem angemessenen inhaltlichen Niveau ablaufen kann (und das zu bezahlbaren Preisen).
Auch wir als Referenten und Vorsitzende von entsprechenden Veranstaltungen haben in der Vergangenheit Aufwandsentschädigungen durch Sponsoren in Größenordnungen von jeweils einigen Hundert Euro erhalten (s. u.), obwohl wir normalerweise keine Honorare für Vorträge fordern. Für uns war dabei allerdings eine Voraussetzung, dass wir genau das sagen können, was wir zu einem bestimmten Thema denken.
Anfragen zu Vorträgen, bei denen der Eindruck entstand, dass dieses Prinzip verwässert werden könnte, wurden von uns konsequent abgelehnt. Genau so werden wir diese Dinge in Zukunft weiterhin handhaben (es mag sein, dass deswegen der eine oder andere Vortrag ohne uns stattfindet).
Möge ein Buch wie das von Hans Weiss dazu beitragen, dass mehr Veranstalter merken, wie wertvoll die Stellungnahme von nicht gesponsorten, aber trotzdem von einem Thema überzeugten Referenten für die Glaubwürdigkeit eines Vortrags ist. Wir denken, dass sich dieser Weg lohnt.
Herr Dr. Mathias Beyer hat für Vortragstätigkeiten und Artikel unter anderem in Zeitschriften und Foren im Jahr 2023 insgesamt € 4.000,- erhalten und diesen Betrag komplett zum Ende des Jahres an die Bouhon-Stiftung Nürnberg zur Förderung der Musikerziehung von Kindern der Nürnberger Kindergärten gespendet. Genauso verfahren wurde mit den Summen aus den Vorjahren.