Hormonbestimmung ist mehr als das Ankreuzen eines Anforderungsscheins…

Hormone werden im Blut zu Transportzwecken sehr häufig an verschiedene Eiweißsubstanzen gebunden. Wirksam ist allerdings dann nur der nicht gebundene, freie Anteil. Es existiert normalerweise ein Gleichgewichtszustand zwischen dem freien, biologisch wirksamen und dem gebundenen Hormonanteil. Dies hat den Vorteil, dass eine konstante Konzentration an freiem Hormon dadurch aufrecht erhalten werden kann, dass bis zu einer gewissen Grenze die Nachlieferung aus dem gebundenen „Pool“ erfolgt.

Endokrinologen haben schon in den 1970er und 1980er Jahren erkannt, dass die Bestimmung des freien, nicht an Eiweiße gebundenen Hormonanteils entscheidende Vorteile bei der Beurteilung der Hormonwirkung liefert. Prof. Heinen und Dr. Beyer arbeiteten in dieser Zeit in einem Team, welches sich intensiv dieser Problematik gewidmet hat.
Die Konzentrationen der freien Hormone liegen oft um den Faktor 1000 niedriger als die des Gesamtanteils, deswegen muss auf die Qualität der Methodik hier besonderer Wert gelegt werden.

Mittlerweile sind wir in der Lage, für die meisten relevanten Hormone Methoden zur Bestimmung des wirksamen, freien Anteils anzubieten. Bei unseren Forschungen zu diesem Thema fiel schon früh auf, dass die in den letzten Jahren wieder „hervor geholten“ Bestimmungen freier Hormone im Speichel zu stark fehlerbehaftet sind.
Wir lehnen insbesondere die teilweise für die anfordernden Heilberufler provisionierten Speichelmessungen ab, die von selbst ernannten Experten in einer Art und Weise beurteilt und interpretiert werden, die viel Raum bietet sowohl für Überinterpretationen als auch für die Patienten gefährdende Behandlungsempfehlungen.

Verschiedene Hormone sind in ihrer freien Konzentration abhängig vom Körpergewicht, von der Einnahme verschiedener Medikamente und sogar von der Körpertemperatur. Diese Zusammenhänge müssen dem Arzt, der eine Hormonbestimmung veranlasst, bekannt sein, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.